15. Juni 2018

Kult–Tour: Marokko

«Horses of God» von Nabil Ayouch

Perspektivlosigkeit als Nährboden für die Saat der Fundamentalisten: Das ist «Horses of God» von Nabil Ayouch.

Blind ins Verderben: Abdelhakim Rachid (Yachine), Abdelilah Rachid (Hamid), Hamza Souidek (Nabil), Ahmed El Idrissi Amrani (Fouad) (von links) Fotos: © Kino Lorber

#-#IMG2#-#Weshalb eigentlich sprengen sich immer wieder junge Menschen im Namen Allahs in die Luft? Dieser Frage geht «Horses of God» des marokkanischen Regisseurs Nabil Ayouch nach. Nach den Selbstmordattentaten vom 16. Mai 2003 in Casablanca, bei denen die jungen Täter allesamt aus dem Vorort Sidi Moumen stammten, war das Entsetzen und das Unverständnis gerade dort gross. «Horses of God» beginnt 1994 in eben diesem Vorort und zeigt die Geschichte des 10jährigen Yachine, der davon träumt, einmal ein grosser Fussball-Torhüter zu werden. Sein drei Jahre älterer Bruder Hamid versorgt die Familie in diesem riesigen an eine Mülldeponie grenzenden Slum, in dem er für einen Dealer Drogen verkauft. Es wird schnell klar, an diesem Ort ist es kaum möglich, ein rechtschaffenes Leben zu führen. Korruption und Schutzgeld-Zahlungen sind an der Tagesordnung. Yachine hört auf seinen älteren Bruder, umso schlimmer für ihn, als dieser 1999 für zwei Jahre ins Gefängnis muss. Einen Tag nach dem 11. September 2001 ist Hamid plötzlich wieder zurück und kaum wieder zu erkennen. Gemeinsam mit seinen neuen Freunden weist er Yachine den Weg zu Allah…

Nabil Ayouch ist mit «Horses of God» ein detailliertes Porträt von Menschen am Rande der Gesellschaft gelungen. Da Sidi Moumen auf einer Anhöhe liegt, ist für die Bewohnerinnen und Bewohner die glitzernde Metropole Casablanca stets sichtbar und dabei doch endlos weit weg. Ayouch erzählt aber auch von fatalen familiären Strukturen, von gescheiterten Müttern und abwesenden Vätern. Erst in der Summe bildet dieser Alltag den Nährboden, auf den Terroristen ihre Saat legen können.

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Horses of God. Marokko 2012. 115 Minuten. Regie: Nabil Ayouch. Drehbuch: Jamal Belmahi, basierend auf dem Roman «Die Engel von Sidi Moumen» von Mahi Binebine. Kamera: Hichame Alaouié. Musik: Malvina Meinier.

Mit: Abdelhakim Rachid (Yachine), Abdelilah Rachid (Hamid), Hamza Souidek (Nabil), Ahmed El Idrissi Amrani (Fouad)

Trailer »

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