11. Juni 2018

Kult–Tour: Russland

«Hard to Be A God» von Aleksei German

Systemkritik – verborgen in einer meisterlichen Flut an abschreckend schönen Bildern: Das ist «Hard to Be A God» von Aleksei German.

Hat ein Leben lang an seinem Vermächtnis gearbeitet, das erst nach seinem Tod das Licht der Welt erblickte: Aleksei German. Bild: © Kino Lorber

«Hard to Be A God» ist nicht nur einer der radikalsten Filme, die je in Russland gedreht wurden, sondern in seiner kompromisslosen Art auch weltweit einzigartig. Der Regisseur Aleksei German (1938 – 2013) gehörte bereits zu Sowjetzeiten zu den furchtlosen Kritikern eines repressiven Regimes. Sein Film «Trial on the Road» (1971) wurde vom sowjetischen Kulturministerium beschlagnahmt und kam erst in der Ära Gorbatschows in die Kinos. Sein letztes zu seinen Lebzeiten erschienenes Werk, «Khrustalyov, My Car!» (1998) war eine bitterböse fellinesk-überbordende Abrechnung mit der stalinistischen Zeit. Doch sein Vermächtnis bleibt «Hard to Be A God» nach einer literarischen Vorlage der Gebrüder Arkadi und Boris Strugazki, deren «Picknick am Wegesrand» vom russischen Meisterregisseur Andrei Tarkowski unter dem Titel «Stalker» verfilmt wurde.

German verfolgte das Projekt bereits in jungen Jahren. «Hard to Be A God» hätte eigentlich sein Debüt werden sollen. Allein die lange Leidensgeschichte der Verfilmung könnte schon Bücher füllen. Das fast dreistündige Werk erschien posthum 2015, fertiggestellt von Germans Frau, der Drehbuchautorin Svetlana Karmalita, und dem gemeinsamen Sohn. Sechs Jahre dauerten die Dreharbeiten, drei weitere Jahre waren für den Schnitt notwendig.

«Hard to Be A God» erzählt die Geschichte von Anton, einem Forscher, der auf den entfernten Planeten Arkanar entsendet wird, um dessen Gesellschaft zu erforschen. Arkanar ist ein Abbild der Erde, mit dem einzigen Unterschied, dass dessen Bevölkerung vor 800 Jahren in ihrer Entwicklung gestoppt wurde. Die Mächtigen dieses Planeten verfolgen jegliche Art von Intellekt, selbst Menschen, die lesen und schreiben können, werden unbeirrt gefoltert und umgebracht. Das Resultat ist eine mittelalterliche Gesellschaft. Im Gegensatz zu der deutschen Verfilmung «Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein» von Peter Fleischmann aus dem Jahre 1990, die von den Strugazki-Brüdern nicht toleriert wurde, verzichtet German auf eine Rahmenhandlung oder einen moralischen Unterboden. Das Publikum wird einer visuellen Tortur unterzogen, in der in majestätisch komponierten Schwarzweiss-Bildern der menschliche Alltag inklusive den  Greueltaten detailliert geschildert wird. Anton als Forscher ist es untersagt, Einfluss auf die Geschehnisse zu nehmen, daher auch der Titel «Hard to Be A God» («Es ist schwer, ein Gott zu sein»). Oder wie es Regisseur German mal formulierte: «Der Künstler ist ein Kanarienvogel in einem Bergwerksschacht.»#-#IMG2#-#

#-#SMALL#-#«Hard to Be A God». Russland 2013. 170 Minuten. Regie: Aleksei German. Drehbuch: Svetlana Karmalita und Aleksei German, basierend auf der gleichnamigen Novelle von Boris and Arkadi Strugatski. Kamera: Vladimir Ilyin und Yuri Klimenko. Musik: V. Lebedev.

Mit: Leonid Yarmolnik (Anton alias Don Rumata),  Aleksandr Chutko (Don Reba),  Yuriy Tsurilo (Don Pampa),  Evgeniy Gerchakov (Budakh), Natalya Moteva (Ari).

 

Trailer »#-#SMALL#-#

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