30. Juni 2018

Kult–Tour: Kolumbien

«Hundert Jahre Einsamkeit» von Gabriel García Márquez

Das Buch für die einsame Insel: Das ist «Hundert Jahre Einsamkeit» von Gabriel García Márquez.

Die visuelle Umsetzung eines Jahrhundertwerks: Die allen Literaturfreunden ans Herz gelegte Webseite www.lithub.com hat 100 internationale Buchumschläge zu «Hundert Jahre Einsamkeit» gesammelt. Bild: © LITHUB

Künstlerinnen und Künstler erzählen oft davon, wenn sie über ihr Werk sprechen: Sie sprechen über Inspiration, über Eingebung, über die Kraft der Kreativität. Und davon, dass sie sich wie ein Medium fühlen, das die Dinge von einem unbekannten Ort ins Hier und Jetzt transportiert.

«Hundert Jahre Einsamkeit»: An keinem anderen Beispiel lässt sich dieser mystische Vorgang besser demonstrieren. Ein erfolgloser Autor, der zudem noch unter Schreibstau leidet, muss unverrichteter Dinge an sein Schreibpult, weil er plötzlich die ganze Geschichte im Kopf hat.

Kolumbien, nein: ganz Lateinamerika hat sich Gabriel García Márquez (1927—2014) als Medium ausgesucht, um die Geschichte eines geschundenen Kontinents zu erzählen. Die Millionen Dinge, die ebenso vielen Worte, die nie ausgesprochen werden konnten, verbanden sich dank seiner Eingebung zu einer einzigen, grossen, in der Breite schillernden und in der Tiefe fluoreszierenden Erzählung.

Das Buch schildert die Geschichte der Familie Buendia über sechs Generationen und des von ihr gegründeten Dorfes Macondo. Mit Vor- und Rückgriffen wird anhand des fiktiven Ortes die Geschichte Kolumbiens aufgerollt, die mit der Kolonisation beginnt und mit dem Neo-Imperialismus endet. Die erzählerischen Elemente fangen dabei alles ein, was zuvor kaum jemand in 500 Seiten fassen konnte. Die Geschichte im Buch ist das eine, das Erlebnis beim Lesen das andere.

Der Roman des Literatur–Nobelpreisträgers (1982) gilt als Prunkstück des magischen Realismus und Pablo Neruda nannte ihn die grösste Offenbarung in spanischer Sprache seit «Don Quijote» von Cervantes. Und sein Erfolg in Zahlen ist eindrücklich: «Hundert Jahre Einsamkeit» wurde seit seiner Veröffentlichung 1967 in 37 Sprachen übersetzt und über 30 Millionen Mal verkauft. «Hundert Jahre Einsamkeit» macht Unaussprechliches plötzlich fühlbar und liest sich auch heute noch aktuell.

Gerade weil Demokratien gefährdet sind und unter dem Neo-Kapitalismus und der Globalisierung überall auf der Welt Menschen in neue Bedrängnis geraten. Macondo ist überall. Dass die gegenwärtigen Zustände nicht in einer Apokalypse enden, dagegen könnte auch die Lektüre dieses Buches helfen.

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«Hundert Jahre Einsamkeit» liegt in neuer deutscher Übersetzung von Dagmar Ploetz vor:

Gabriel García Márquez: «Hundert Jahre Einsamkeit». Roman. Aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz.528 Seiten. Gebunden. Kiepenheuer & Witsch, Köln.

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