Kult–Tour: Tunesien
«La belle et la meute» von Kaouther Ben Hania
Aufgeben ist keine Option: Das ist «La belle et la meute» von Kaouther Ben Hania.
Vielleicht ist es gerade in Tunesien, in jenem Land, wo der Arabische Frühling seinen Anfang nahm, wichtig daran zu erinnern, dass auch nach dem Ende des alten Systems sich längst noch nicht alles zum Guten gewendet hat.
Die 1977 geborene Regisseurin Kaouther Ben Hania hat sich für ihren zweiten Spielfilm «La belle et la meute» von einem realen Fall inspirieren lassen. Im Film sieht man, wie die junge Studentin Mariam während eines Unifestes in der Diskothek Youssef kennenlernt. Die Beiden beschliessen in der Folge, sich auf einem Spaziergang am Strand besser kennenzulernen. Im Film wird dieser Ausflug ins Freie ebenso wenig gezeigt, wie der Vorfall danach. Ben Hania setzt einen harten Schnitt. Als nächstes sehen wir das Paar erst wieder vor einem Spital. Mariam wurde von drei Polizisten vergewaltigt und Youssef drängt das verwirrte und aufgelöste Mädchen dazu, sich untersuchen zu lassen und anschliessend Anzeige zu erstatten.
«La belle et la meute» ist ein Thriller in acht Akten, in dem eine Frau verzweifelt versucht, in einem von Männern beherrschten System Gerechtigkeit zu erfahren. Immer wieder aufs Neue wird sie bedroht, abgewiesen, ignoriert oder weiter durch das bürokratische Labyrinth getrieben. Doch Kaouther Ben Hanias Film ist alles andere als ein deprimierendes Statement zur Ohnmacht einer Frau in einer Männerwelt. Im Gegenteil: «La belle et la meute» ist ein prägnant inszeniertes Kammerspiel, das als Aufruf zum zivilen Ungehorsam verstanden werden will. Aufgeben im Kampf gegen Ungerechtigkeit, das macht Kaouther Ben Hania deutlich, ist niemals eine Option.
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«La belle et la meute».Tunesien 2017. 100 Minuten. Regie: Kaouther Ben Hania. Drehbuch: Kaouther Ben Hania – frei adaptiert von der Erzählung «Coupable d’avoir été´ violé´e» von Meriem Ben Mohamed und Ava Djamshidi. Kamera: Johan Holmquist. Musik: Amine Bouhafa.
Mit: Mariam Al Ferjani (Mariam), Ghanem Zrelli (Youssef), Noomane Hamda (Chedli), Mohamed Akkari (Lamjed), Chedly Arfaoui (Mounir), Anissa Daoud (Faiza), Mourad Gharsalli (Lassaad).
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