Kult–Tour: Brasilien
«Deus É Mulher» von Elza Soares
Kampfansage gegen Ungleichheit: Das ist «Deus é Mulher» von Elza Soares.
Als sie 1953 einen Talentwettbewerb gewann, fragte sie der Moderator wegen ihres ärmlichen Aussehens, von welchem Planeten sie stamme. Elza Soares antwortete: «Vom Planeten Hunger». In der Folge stieg sie mit ihren Hits zur Samba-Königin auf, ohne aber jemals ihre Vergangenheit zu leugnen. Aufgewachsen in einer Favela Rio de Janeiros verheiratete sie ihr Vater als sie erst 12 Jahre alt war. Ihr erster Mann starb und selbst vier von ihren sieben Kindern hat sie überlebt. Zudem litt sie unter ihrer zweiten Ehe mit Fussballstar Garrincha, der zunehmend dem Alkohol verfiel.
All dies lässt sich nachhören bei Elza Soares. Nicht, dass sie in ihren Liedern davon erzählen würde, doch ihre Stimme mit diesem rauhen, bestimmenden Ton trägt das ganze Elend Brasiliens in sich. Die Kindheit hat in ihr die Kämpferin erweckt und die herrschende Ungerechtigkeit in ihrem Land hält die 81-Jährige weiterhin am Leben. Nichts wäre ihr mehr zuwider, als als alternde Samba-Königin in die Geschichte einzugehen.
Und so feierte sie 2016 mit dem Album «A Mulher do Fim do Mundo» («Die Frau am Ende der Welt») ein glorioses Comeback. Sie tat sich zusammen mit der Crème de la Crème der brasilianischen Experimental- und Avantgarde-Szene, mit Musikern von angesagten Bands wie Metá-Metá, Passo Torto oder Bixiga 70. Verantwortlich für diesen Coup zeichnete Produzent Guilherme Kastrup, der für die Intensität und Dringlichkeit von Soares’ Stimme kongeniale Sounds geschaffen hat.
Nun doppelt Elza Soares nach mit «Deus é Mulher» («Gott ist eine Frau»). Den Vorwurf von Kritikern, sie hätte beim Vorgängeralbum zuwenig Frauen mit ins Boot geholt, kontert sie nun gleich mit einer wahren Welle an Frauenpower. Die bekannten Songschreiberinnen Tulipa Ruiz und Alice Coutinho haben Lieder zum Album beigetragen und Musikerinnen wie Mariá Portugal, Maria Beraldo und die weibliche Percussion-Gruppe Ilú Obá de Min sind mit von der Partie. Das Resultat ist ein ungemein eindringliches experimentelles Gebräu aus Samba, Funk und Punk. Und über diesen fiebrigen Klängen diese durch und durch kehlige und doch in allen Nuancen schillernde Stimme einer der ganz grossen Figuren der brasilianischen Musik.
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Elza Soares: «Deus É Mulher». Deck Records
«Deus é Mulher» EPK (portugiesisch) »
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