Kult–Tour: Iran
«Offside» von Jafar Panahi
Frauen dürfen im Iran keine Fussballspiele besuchen – sie tun es trotzdem: Das ist «Offside» von Jafar Panahi.
Obwohl Jafar Panahi 2010 zu einer Haftstrafe und zu einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt wurde, dreht der Mann unermüdlich weiter. Weil er immer wieder Berufung einlegt, darf er zwar weiterhin nicht an internationale Filmfestivals reisen, auf denen er regelmässig ausgezeichnet wird, doch seine Filme schmuggelt er weiterhin aus dem Land. Sein bislang letzter Film «Taxi Teheran» (2015) gewann den Goldenen Bären der Filmfestspiele Berlin. Am selben Ort wurde er 2006 für «Offside» mit dem Silbernen Bären geehrt. «Offside» spielt im Jahre 2005, an jenem Tag als in Teheran die iranische Fussballnationalmannschaft gegen Bahrain spielt und sich mit einem Sieg für die WM 2006 in Deutschland qualifizieren könnte. Panahi porträtiert nun eine Gruppe junger weiblicher Fussballfans, die versuchen, sich ins Stadion zu schmuggeln, obwohl in der Islamischen Republik Frauen der Zugang strengstens verboten ist.
Panahi, der die Filmkunst einst beim grossen iranischen Meisterregisseur Abbas Kiarostami erlernte, inszeniert seine Spielfilme stets mit der Guerillataktik eines Dokumentarfilmers. Damit gelingt es ihm zwischen Skript und spontanen Schnappschüssen den iranischen Alltag in seinem ganzen Widerspruch einzufangen. In «Offside» resultiert dies in absurden Situationen zwischen den jungen Frauen und den Soldaten, die sie während des Spiels gefangen halten müssen. Mit ironischen Überzeichnungen gelingt Panahi mit «Offside» eine bitterböse Gesellschaftskritik, die deutlich macht: Auf Dauer lässt sich dieses von oben diktierte Konstrukt einer Gesellschaft nicht aufrecht erhalten.
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«Offside». Iran 2006. 88 Minuten. Regie: Jafar Panahi. Drehbuch: Jafar Panahi und Shadmehr Rastin. Kamera: Mahmood Kalari. Musik: Korosh Bozorgpour.?Mit: Sima Mobarak Shahi (Erstes Mädchen), Safar Samandar (Soldat aus Aserbaidschan), Shayesteh Irani (Rauchendes Mädchen), M. Kheyrabadi (Soldat aus Mashad), Ida Sadeghi (Fussballspielerin), Golnaz Farmani (Frau mit Tschador), Mahnaz Zabihi (Soldatin), Nazanin Sedighzadeh (Junges Mädchen), M. Kheymed Kabood (Soldat aus Teheran), Reza Farhadi (Alter Mann), M.R. Gharadaghi (Junge mit Knallkörpern)
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